Goamus ist eine Farm im Süden (Namaland) von Namibia. Sie wurde von 1909 bis etwa 1920 von Ludwig Schrader bewirtschaftet. Wir haben diese Farm 1998 besucht und träumen seitdem davon, dort zu leben.
Bei unserem Besuch war die Farm bewohnt von Arlett und Walter, die uns sehr gastfreundlich aufnahmen.
Sie soll ursprünglich ein Platz des Hendrik Witbooi gewesen sein. Goamus bedeutet übersetzt “Schaumauge”, was gut zu dem Platz passen würde, da aus den Felswänden an vielen Stellen Wasser läuft.
Leider hatten wir nur drei Tage, um die Farm und das Gelände kennen zu lernen. Vieles von dem, was Ludwig Schrader beschrieben hat, was er selbst gebaut und angepflanzt hat, war noch zu finden.
Einen kleinen Eindruck verschafft vielleicht auch der folgende Ausschnitt aus den Lebenserinnerungen von Ludwig Schrader:
Aus den Lebenserinnerungen
von Ludwig Schrader
Im August (1908) waren meine Frau und ich reisefertig. Wir fuhren mit dem Dampfer „Windhuk“, den ich schon kannte. Es war eine angenehme Fahrt und sozusagen für Jahre die letzte sorgenfreie Zeit. In Southhampton kam zu kurzem Wiedersehen meine Schwiegermutter an Bord.
Anfang September waren wir wohlbehalten in Goamus. Hier hatte sich manches geändert. Das Wohnhaus mit vier Räumen und Küche war fertig, ferner ein großes Wirtschaftsgebäude, die Quellen waren in kleine Auffangdämme geleitet, ein Garten für Gemüse war angelegt und alles sehr ordentlich gemacht. Nur hatte es nicht geregnet, und es regnete auch weiter nicht bis zum Kriegsjahr 1914/15. Es ging jetzt ans Einrichten. Mit unseren schönen Möbeln wurde es sehr behaglich. Wir hatten ein Schlafzimmer mit eingebautem Bad, Eßzimmer und Wohnzimmer, dazu nach vorne eine große Veranda. Das Wirtschaftsgebäude hatte sechs Räume, eine offene Halle und Schmiede.
Das Hauptleben spielte sich auf der Veranda ab. Als Bedienung hatten wir den Boy Isaak und eine Hererofrau. Meine Hauptsorge waren jetzt die Pferde in Ababis. Ich mußte dorthin, um darüber einen Entscheid zu treffen. Ich wollte die Pferde nach Goamus nehmen. Im Oktober machte ich mich dann auf den Weg und nahm meine Frau mit. Wir fuhren mit Pferden im Wagen. Der Ochsenwagen ging ebenfalls mit. Feldmann blieb in Goamus, und Voigt kam mit. Es war eine sehr heiße und trockene Reise. Es gab nirgends gute Weide mehr. Am 26. Oktober, dem Geburtstag meiner Frau, lagen wir in trostlos öder Gegend in der Nähe einer ziemlich verkommenen Basterfarm. Wir haben die ganze Reise von 250 Kilometer, bis auf die Nacht bei Voigts, wo wir durchkamen, und in Maltahöhe, draußen geschlafen am Wagen. An diesem Tag bekam ich in der Trostlosigkeit der Dürre Heimweh und Sorgen für die Zukunft. Wird mein Kapital reichen, diese Dürre zu überstehen?
Endlich erreichten wir mit abgetriebenen Pferden und Ochsen Ababis. Hier war noch etwas Weide. Schön lag der Platz in einem weiteren Tal zwischen Bergen. Für uns wurde eine Hererohütte gebaut, wo wir gut unterkamen. Es fehlte an Wasser, und der Brunnen mußte vertieft werden. Da haben wir an die 20 Affenschädel und Gebeine herausgeholt. Die Affen waren, da es die einzige Wasserstelle in dortiger Gegend war, nach und nach in den Brunnen hineingefallen und hatten eine ziemliche Schicht an Moder gebildet. Als dieser entfernt war, hatten wir gutes und reichliches Wasser. Plötzlich wurden einige Pferde krank. Da dort noch Weide war, hatten sich die Pferde bis dahin gut gehalten. Das erste Tier ging ein. Ich stellte fest, daß der Magen vollständig von Würmern zerfressen war. Ich verlor zehn meiner besten Stuten, ein unersetzlicher Verlust. So entschloß ich mich, den Platz aufzugeben und die Pferde nach Goamus zu nehmen.
Ich habe es nicht bereut, denn Goamus zeigte sich mir mit seinem Kalkboden als ausgezeichneter Pferdeplatz, obwohl ich durch die Unachtsamkeit der Wächter 1914/15 viele Pferde an Sterbe verlor. Voigt kam mit den Pferden nach Goamus, während ich mit meiner Frau wiederum im Wagen fuhr. Es war eine elende Fahrerei, da die Pferde sich immer noch nicht erholt hatten. Ich bin viel neben dem Wagen zu Fuß gegangen.
Weihnachten waren wir in Goamus und verlebten trotz Dürre und Hitze ein schönes Weihnachtsfest, zum ersten Mal im eigenen Heim. Es war nur wahnsinnig heiß, 41 Grad im Schatten. Die Betten waren glühendheiß, wenn man sich abends niederlegte. Wir schliefen fast immer draußen auf der Veranda. Für Glücksritter wurde ein schöner Stall gebaut und bekam er auch bald zu tun. Ich ritt ihn regelmäßig, was ein großer Genuß war.
Natürlich war es einsam, wie immer auf den weit entlegenen Farmen in Südwest. Doch hatten wir auch manch netten Besuch. Ich lag mit der Farm zwischen zwei Truppenplätzen, Kranzplatz am Fischfluß westlich, und schon in der Kalahari Gottschaß mit der Kamelkompanie. Da immer ein Fremdenzimmer fertig war und die Herren von der Kompanie wußten, wo es liegt, fand ich dieses morgens früh häufig besetzt. In Südwest reiste man meistens wegen der Hitze in der Nacht. Nach Gibeon hatte ich 45 Kilometer, von dort mußte auch die Post geholt werden. Hatte ich dort zu tun, ritt ich meistens früh um fünf von Goamus fort, erledigte die Sachen in Gibeon und war abends nach einem Ritt von 90 Kilometer um 10.00 Uhr wieder in Goamus.
Die Gartenanlagen wurden bei der Dürre lediglich auf Bewässerung nichts. Auch der Boden war sehr brackig, stark salpeterhaltig. Nur an der oberen Quelle, wo auch ein schönes Schwimmbassin war, wuchs etwas Gemüse, besonders gut alle Rübensorten, auch Kohl und Salat. In dieses Bassin setzte ich dann später Karpfen und Schleie, die gut gediehen. In der damaligen Zeit der Entwicklung der Kolonie wurde sehr viel für die Komie getan, so wurden Wollschafe von Südafrika importiert und zu einem tragbaren Preis an Farmer abgegeben. Ich nahm 500 Stück. Sie schienen gut zu gedeihen. Nur die Wächter verloren zu viele Tiere auf der Weide. Ebenso schaffte ich mir ein paar gute Zuchtstrauße an. 27 wilde Strauße hatte ich mir durch Buren einfangen lassen, und die sollten mit den guten Straußen aus Südafrika gekreuzt werden. Außer diesen Zuchten hatten wir einen großen Geflügelhof, sogar Gänse aus Deutschland mitgebracht. Auch Schweine waren vorhanden. Bis auf Obst und Getreide konnte man alles auf der Farm selbst erzeugen.